Sind Wildfrüchte bio – oder gerade nicht?

Sind Wildfrüchte “automatisch” Bio-Produkte – oder schließt sich – im Gegenteil – sogar beides aus?

Wildfrüchte können, müssen aber nicht aus ökologischem Landbau stammen. Nur der zertifizierte ökologische Landbau, der streng kontrolliert wird, darf sein Produkte als “Bio-Produkte” bezeichnen. Das weiß nicht jeder – und so mancher Marktstand-Beschicker, der nicht ökologisch anbaut und trotzdem im Gespräch seine Produkte als “bio” bezeichnet, relativiert unerlaubt die Bedeutung des streng geschützten Begriffes. “Bio” definiert sich also nicht nur über das WEGLASSEN von agrochemischen Spritzmitteln, sondern ist VIEL mehr … Das würde hier zu weit führen. Der Bio-Anbau kostet mehr Mühe und damit mehr Geld – und die Zertifizierung muss er darüber auch bezahlen. Denn der Ökolandbau sichert die Qualität seiner Produkte über Kontrollen – und das weltweit.

Deshalb könnte man jetzt denken, “Bio” und “Wildsammlung” müssten sogar im Widerspruch stehen. Meersalz gibt es ja auch nicht als Bio-Zutat – schaut mal auf die Zutatenliste von Bio-Meersalz. Logisch! Es wird gar nicht landwirtschaftlich produziert, somit kann es auch nicht ökologisch angebaut werden. ABER: Es darf ökologisch verarbeitet und somit zum “Bio-Produkt” werden. Die Verarbeitung von Bio-Zutaten bzw. Früchten ist ja zum Glück auch reglementiert.

Zurück zu den Früchten aus Wildsammlung – WENN sie denn aus echter Wildsammlung stammen: Sie müssen nicht zwingend ökologisch zertifiziert (Bio) sein. Das wird noch klarer, wenn man weiß, dass Wildsammlungen in der Regel wenig bzw. geringere Erträge als die normale landwirtschaftliche Produktion bringen. Und sie sind deutlich zeitaufwendiger und mühsamer. Oftmals werden Wildsammlungen im Nebenerwerb betrieben. Logisch, dass viele nicht ökologisch zertifiziert sind – auch wenn sie die Voraussetzungen sicherlich erfüllen würden.

Und dann gibt es ja noch die Konsumenten, von denen die meisten beim Einkauf jeden Cent sparen möchten. Deshalb machen die Händler den Produzenten entsprechend regelmäßig Druck, damit die Einkaufspreise so niedrig wie möglich sind und bleiben. Auch deshalb sind Wildfrüchte nicht zwingend bzw. gerade deshalb nicht Bio – denn ökologischer Landbau ist aufwendiger – wie alles, was nachhaltig ist. Deshalb sind ja Bio-Produkte generell teurer. Das müsste übrigens nicht so sein – aber das ist ein ganz anderes Thema …

Zuguterletzt gibt es trotzdem Wildarten, die sich irgendwie – wenn auch in geringerem Umfang – kultivieren lassen. Der Anbau findet natürlich in kleinerem Umfang statt als bei üblicheren Kulturobstsorten. Wo Wildsammlung in der freien Natur vermieden werden kann, wird die Natur (hoffentlich) weniger ausgebeutet.

Bei den Mengen Wildheidelbeeren, die ich im Handel finde und jederzeit kaufen kann (kennt jemand den durchschnittlichen weltweiten Ertrag?), bleibt sogar zu hoffen, dass die Sträucher aus Kulturen stammen!

Zumal Wildarten gesetzlich geschützt sind und nicht ohne Weiteres in großen Mengen geerntet und vermarktet werden dürfen. Das Thema Wildfrüchte bzw. Wildsammlungen ist also komplex und birgt noch einige offene Fragen für mich, z.B. was bei der Kultivierung von Wildfrüchten bzw. -pflanzen exakt erlaubt und verboten ist. Ich arbeite dran …

Übrigens: Wie man wegen ihrer Größe ahnt, sind die Heidelbeeren auf dem Foto keine Wildheidelbeeren, sondern Kulturfrüchte – aus ökologischer Landwirtschaft, also Bio.

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