Naturwiese anlegen
Strotzende Artenvielfalt auf kleinster Fläche
Jeder kann etwas für die heimische Artenvielfalt tun – selbst als Mieter und mitten in der Stadt. Voraussetzung ist mindestens ein winziges Stück Garten, über das man verfügen kann. Jede noch so kleine Fläche ist ein „Trittstein“ für unsere heimische Fauna und Flora. Eine Wiese ist ohne großen Aufwand angelegt und pflegeleichter als jede andere Gartenfläche. Klassische Gärten bestehen im Durchschnitt zu mindestens 90% aus exotischen und gezüchteten Pflanzen und Stauden.
Selbst wenn es sich um bewusst angelegte Blühflächen handelt, haben diese keinen Wert für die Natur, weil es sich oft um Blumenbeete handelt, die keinen Wiesencharakter haben und fast immer aus Zuchtpflanzen / Exoten von Gärtnereien bestehen. In Deutschland gibt es gerade mal ein Dutzend Gärtnereibetriebe, die neben Exoten auch einige heimische Wildpflanzen und -sträucher haben. Für die Anlage einer Wildwiese braucht man keine Pflanzen, sondern nur Saatgut!
Entwicklung nach Aussaat einer auf die Standortbedingungen abgestimmten Saatgutmischung. Nach der Aussaat ist der Füllstoff (Holzspäne) zu sehen – die Samen sind unsichtbar, auch für Vögel.
Wer meint, es komme nur darauf an, dass es blüht, irrt sich gewaltig. Denn ein großer Anteil heimischer Insekten benötigt heimische Pflanzen, um sich fortzupflanzen. Warum das so ist, wird im nächsten Absatz erklärt.
Entwicklungsstadien einer Wiese nach Aussaat (Beispiel)
buntsandsteingeprägt – lehmig – ganztägig sonnenexponiert
Die gezeigten Entwicklungsstadien sind nur ein kleiner Auszug und natürlich auch jahreszeitabhängig. Das Aussehen einer Wiese verändert sich aber nicht nur innerhalb der Jahreszeiten sehr stark, sondern auch im Laufe der Jahre. Gerade in den ersten zehn Jahren nach dem Anlegen sieht eine Wildwiese jedes Jahr zumindest etwas anders aus! Veränderungen über die Jahre nennt man Sukzession. Das ist normal, weil sich die Natur grundsätzlich organisch, also allmählich, entwickelt.
Nach der Aussaat keimt zum Beispiel nicht jede Art sofort, sondern manchmal erst Wochen oder Monate später. Ganz sicher erblühen auch nicht alle Arten einer Saatgutmischung – dafür gesellen sich fast immer auch Arten dazu, die von außen eingetragen werden oder schon im Boden waren und erst durch die Entfernung der alten Vegetation oder die allmähliche Ausmagerung des Bodens zum Zuge kommen.
Die Wildwiese strotzt vor Leben
Nahaufnahmen auf derselben Wildwiese